2012 Sept - der Unterricht beginnt


Juhu, endlich bekomme ich richtigen Unterricht. Mein Pipe Major Markus zeigt mir jeden Mittwoch zwischen 19 und 20 Uhr Tricks und Kniffe, Übungen und Lieder. Fehler werden ausgemerzt, zumindest versucht ;-)
Chantern macht süchtig. Eine nie vermutete Macht zieht mich hin.

Ich habe einen super Lehrer der total auf mich eingeht. Er lässt mich machen, bremst mich nicht aus, aber fördert mich und stellt die Weichen. Ich fühle mich super gut aufgehoben. 

Morgens stehe ich mit Louis um 5.55 Uhr auf. Kaffee, Vesper richten, ins Badezimmer (bin das ich?) zum Restaurieren, Zähne putzen...
Spätestens wenn Louis um 6.50 Uhr im Zug sitzt, hocke ich in der Küche und spiele Chanter. Die Zeit rennt. Verflixt... ich sollte noch was arbeiten. Meist wird es 8.30 Uhr bis ich die Chanter zur Seite lege. Aber irgendwie muss ich mal Brötchen verdienen.
Nach dem Mittagessen belohne ich mich mit etwas chantern. Nur 20 Minuten oder so.
Dann abends noch ein wenig chantern, so zum Spaß ;-)

Ich schleppe die Chanter mit ins Wohnzimmer. Schauen wir abends einen Film mit Werbeunterbrechungen an... Ton ausdrehen, Chanter raus, Übungen spielen auf und ab, Lieder versuchen. Einen Part und den nochmal wiederholen. Der Film läuft weiter, aber die nächste Werbung kommt bestimmt. Ingo erträgt es bewundernswert. Was habe ich für einen toleranten Mann.
Er ist mein größter und härtester Kritiker: »Üb das nochmal, das war nicht sauber» - »Vieeel zu langsam« - »Du musst im Takt bleiben« - »Du solltest einfach mehr üben«....    


09.+ 10.09.2012 - letzter Tag Moskau und Heimkommen

Für uns Stuttgarter bleibt noch ein Day off den wir genießen.

Es stellt sich aber heraus, dass meine Trommel am Flughafen Domodedovo war. Mist, offenbar hatte es also nicht funktioniert, dass die Drum am Hotel ausgeladen wurde, obwohl mehrere Leute Bescheid wussten, maaaaaan. Zum Glück kam mein Schätzle nicht weg. Jemand vom russischen Betreuungsteam muss die Drum dann am Sonntag zurück ins Hotel gebracht haben, jedenfalls stand sie montagmorgens um 3 da.


Nach einem gemütlichen Frühstück treffen wir uns mit Lena und Katharina, die uns durch Moskau führen. Wir fahren Metro und bewundern die fantastisch kunstvoll gestalteten Stationen. Riesig lang sind die Rolltreppen und ich habe Höhenangst. Egal, da muss ich durch und mich einmal mehr überwinden. Ich überlebe die Rolltreppen sogar und stürze nicht in die Tiefe ;-)     

Ich muss noch kurz was aus dem Zelt am Roten Platz holen. Ich glaube, an diesem Tag war keine Plastiktüte auf der Welt bewachter als die meinige ;-)
Wir bummeln weiter und gehen in ein Cafe. Himmel, die Preise sind aber heftig, doch Lenchen, sagt, das seien normale Preise. Eine stinknormale Schneckennudel kostet rund 3 Euro, ein Stück Schokokuchen liegt bei umgerechneten 5,50 Euro. Alle denken »Fucking Schokokuchen«…      



Ich suche noch Souvenirs, die aber recht teuer sind. In einem Laden finde ich aber T-Shirts zu einem passablen Preis. Matruschkas und Co stehen eh nur zu Hause herum und fangen Staub. Es gibt im Hotel ein leckeres Abendessen und danach hänge ich mit Lena in der 7. Um 22.30 gehe ich zu Bett und um 2 Uhr klingelt schon wieder mein Handy. Ich dusche und das Wasser kommt nur mäßig lauwarm… zumindest bin ich dann wach.
Wegen des Gewichts muss ich das Fulldress anziehen, aber ich bins ja gewohnt und finde es nicht ganz so schlimm damit zu reisen. Die Koffer werden bis zum Anschlag gefüllt und gewogen, damit man nicht draufzahlen muss und alles klappt zum Glück. Wir stopfen unsere Instrumente und das Gepäck in den etwas zu kleinen Transporter und fahren um 3 Uhr zum Flugplatz. Es läuft alles glatt, nur dass wir die Messerzettel vom Einchecken brauchen. Ein Zettel fehlt natürlich prompt, aber Dimitri und Tatjana  kümmern sich gut drum. Wir bekommen einen Teller zur Erinnerung an das großartige Festival und ein reichliches Lunchpaket. Um 6.45 Uhr steigt unser Flieger Richtung Berlin Tegel. Im Flugzeug schlafe ich ein und wache auf, als die Stewardess Getränke und ein Häppchen bringt. Ich bekomme eine Cola und einen Kaffee. Der halbstarke Idiot, der vor mir sitzt, lässt die Rückenlehne runterschnappen und der Kaffee kippt um… na klasse. Gut, mein Fulldress muss eh in die Reinigung, aber es nervt trotzdem. Zudem nervt es, dass ich heftige Zahnschmerzen bekomme. Gut, dass meine Schmerztabletten sind im Koffer sind, aber die Stewardess ist lieb und bringt mir 2 400er Ibu und das Pochen ebbt langsam ab.  

In Berlin trinken wir am Flughafen einen Kaffee für akzeptable 2,30 Euro und ich kaufe in der mehrwertsteuerfreien Zone noch zwei Wiskys, einen Tullamore und einen Glenfiddich zu einem Schnäppchenpreis.

In Stuttgart verabschieden wir uns und ich  mache mich mit einer Trommel und drei Koffern auf den Weg zum Zug. Ich und Zug fahren, das ist so ne Sache. Ich stehe so am Automaten, da hilft mir ein Ungar auf Englisch die Karte zu lösen.  Wir unterhalten uns eine Weile auf Englisch und er hilft mir den Koffer zu schleppen, weil er denselben Zug nehmen muss…. da stellt sich raus, dass wir beide besser Deutsch sprechen *lol.

Beim Hauptbahnhof in Stuttgart gönne ich mir einen Bubbletea, bevor mein nächster Zug kommt. Dort treffe ich einen netten Menschen aus Mariazell und wir verquatschen uns so, dass ich es fast verpenne in Eutingen auszusteigen. Im letzten Moment schwebe ich noch mit meinen drei Koffern aus dem Zug und habe natürlich den Anschlusszug verpasst. Parallel dazu bekomme ich einen Anruf aufs Handy, da jemand noch abends Passbilder braucht. Der Alltag holt mich ein.  
Ich hocke im Schatten und überbrücke die Zeit mit etwas Chanter spielen, da meldet sich mein Zahnweh wieder mit voller Pauken und Trompeten. Ich google mir die Telefonnummer meines Zahnarztes und kündige mich noch für denselben Tag an. Plötzlich steht mein Zug da und wieder fliegen drei Koffer hinein. Nur schnell weg aus Eutingen, ich will jetzt nur noch heim.

In Freudenstadt muss ich nochmal umsteigen. Es ist echt super, weil ständig Leute helfen. Im Zug hocke ich wie bewusstlos und döse weg, erst kurz nach Alpirsbach wache ich auf. Chris holt mich am Bahnhof um 15.05 Uhr ab und ich bin echt platt.    

Zu Hause werfe ich die Koffer hin, begrüße alle einschließlich Othello und Joe und hüpfe erst mal in die  Dusche - warm. Die Waage sagt, ich habe 2 Kilo abgenommen, obwohl ich immer gut aß. Naja, freut mich ja ;-) Ich fühle mich auch komplett durchtrainiert und nehme mir vor, in der nächsten Zeit wieder mehr zu sporteln.
Um 16 Uhr hocke ich beim Zahnarzt auf dem Stuhl und der jagt mir drei Spritzen in den Mund. Nicht gut, dass es im Flugzeug losging, sagt mein Zahndoc. Meine Brücke zickt rum und er muss drunter schauen. Auaaaa…. Alles ist entzündet, da kann ich so viel Schmerztabletten futtern und Spritzen kriegen wie ich will. Mir kommen trotzdem die Tränen, als der Doc meinen Steinbruch bearbeitet. Er fragt mich, ob ich in Moskau vor Putin gespielt hätte und ich antwortete, ja logisch. Ich glaube, Doc Kohler hielt das für einen Scherz von mir und popelt weiter. Er meint noch schmunzelnd, das sei die heftigste Behandlung die er so im Angebot hätte. Ich habe das Gefühl, dass die Schmerzen niemals mehr verebben, aber tatsächlich wird es besser.

Zwei Mädels kommen für Passbilder und ich grabe meine Kamera aus dem Koffer aus.

Danach packe ich meine Koffer aus, miste aus was in die Wäsche muss (vieles) und verteile die Geschenke – T-Shirts, Kekse, ein Gasfeuerzeug, 2 Stangen Zigaretten für die Raucherfraktion und eine Matruschka mit Angela Merkel drauf für einen Piper aus meiner Heimatband.  

Ingo kommt und drückt mich, jetzt bin ich zu Hause…   



2012 September 08 - letzte Show



Heute heiratet meine Freundin Alex und ich kann nicht dort sein *schnief
Heute spielen wir unsere letzte Show *schnief

The same procedure as every day… wir fahren mit dem Bus zum Museum, aber diese Mal sind alle etwas wehmütig. Mittags spielten wir dann zusammen mit den Chinesen vor dem Museum. Wie schön die ihre Drachen schwangen und das zu unserer schottischen Musik ;-)

Hier das Video dazu: 



Danach bekamen wir prompt eine Einladung nach Shanghai. Wie cool, also ich wäre dabei. Wann müssen wir den Koffer packen? ;-)   

Abends mache ich mit Simone eine Shootingtour über die Zeltstadt... 


Astrein ist unsere Show am Abend. Es war für uns eine verflixt große Ehre, dass an diesem Tag beim Finale Amazing Grace gespielt wurde. Wir hatten am Vorabend im VIP Zelt AG gespielt, was so gut ankam, dass General Khalilov und der Choreograph beschlossen, das Stück bei der letzten Show zu spielen.
So kam es also, dass David Johnston als Solopiper - vor 1800 Musikern auf dem Roten Platz! - Amazing Grace vorspielte und alle später einsetzten. Gänsehaut gab es da nicht nur im Publikum.   

Hier das Video:


Nach der Show mussten wir schon unsere Mitspieler verabschieden...
Die Leute, die später fliegen, können noch auf der Aftershowparty bleiben, für die anderen fährt der Bus um 3 Uhr nachts Richtung Flughafen Domodedovo.

Wir Übriggebliebenen dürfen auf der Party bleiben und feiern, dass es kracht. Leckere Cocktails, ein Spitzenbüffet mit Köstlichkeiten, mit den Griechen Sirtaki tanzen, anstoßen, fotografieren, lachen. Wir um 1 Uhr im Bus der Bundewehr ins Hotel zurück und die Stimmung ist riesig. In der 7 geht es rund und gegen 3 Uhr verabschieden wir das abreisende Team. 

Es ist unglaublich. Wir hatten so gut wie an keiner Show Regen!!!
Das Wetter war eh irre. Der Himmel sah oft bedrohlich aus, aber eine halbe Stunde später war es wieder schön. Es regnete schon mal, aber immer dann, wenn wir gerade in einem Gebäude waren. Sogar Petrus hatte uns richtig lieb ;-)  

2012 September 07 - Army Forces Museum



Heute ist Freitag und wir werden abends unsere 6. Show spielen, die vorletzte.
Ab 11 Uhr ist Abfahrt zum »Museum of Army Forces« in Moscow. Die Führerin spricht nur Russisch, aber Liuba übersetzt ins Englische und wir lauschen gespannt. Jürgen kann noch einiges Wissen hinzufügen, da er sich mit der Gebieten Armee und Kriege tief befasst hat und so wird der Ausflug lehrreich. Die Exponate zeugen von Napoleon, der Sowjetpropaganda, Rote Armee, unterschiedlichen Uniformen, der Luftwaffe, der Kavallerie ect. bis hin zur Nuklearkriegen und der Raumfahrt… 1919 war das Museum von Lenin selbst eröffnet worden, eine Militärparade gabs dazu.  
Ein aggressiver Virus plagt die Musiker aller Bands.  Alle halten zusammen und sammeln ihre Kräfte für ein gutes Gelingen der Show. Abends überfallen etliche TV-Sender und Printmedien die Zeltstadt und wollen Interviews.  

        
Wir werden nach der genial gespielten Show ins Vip-Zelt eingeladen und spielen dort auf. Vom Büffet ist nicht mehr vieles übrig. Der Brigadier und Generalintendant Valeri Khalilov sind auch dort. Wir feiern mal wieder. Für viele ist es eine vorgezogene Aftershowparty, da sie am Samstagabend nicht bleiben können, weil die Rückreise zeitig ansteht.    






2012 September 06 - Hard Rock Cafe


Big Bob organisiert am Nachmittag eine Tour ins Hardrock Cafe Moscow. Ich möchte gerne mit und verpenne es am Ende. Bei schönem Wetter wird wieder relaxt oder man bereitet sich auf die Show vor. Ab 16 Uhr proben die Piper die Starts und Stops und Übergänge und alles nochmal von vorn. Fleißig sind sie.

Das Essen im Gum war in Ordnung. Manche spielen mit den Italienern zusammen, wassn Spaß ;-)
Wir spielten die Show schon besser als an diesem Abend und ausgerechnet da saß der Brigadier von Edinburgh im Publikum. Kaum nennenswert ist der feine Nieselregen beim Finale.  

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es dieser Tag genau war. Aber einmal stellte sich heraus, dass Lena und Katharina sich die Show nicht ansehen können, weil es für sie zu teuer ist. Alle denken dasselbe… innerhalb kurzer Zeit haben wir genug Geld für 3 Karten zusammen, damit auch noch Lenas Sohn Sascha mit in die Show gehen kann ;-)     
Wir spielen wieder mal nachts vor dem Museum, mitten im Mob ;-)

7....  

2012 September 05 - Ständchen auf dem Red Square


Heute ist um 11.50 Uhr Abfahrt und damit freut sich jeder, etwas länger schlafen zu können. Am Red Square geht’s erst mal zum Mittagessen und die Piper treffen sich um 15 Uhr zum tunen, sie tunen noch um 15.30 und um 16 Uhr tunen sie ihre Instrumente. Von 16.10 bis 16.40 sollen wir am Red Square, auf der Bühne neben dem Pferdeplatz, spielen und das tun wir auch. Wir Drummer stehen auf der Bühne, die Piper unten und das dankbare Moskauer Publikum ist mal wieder ganz aus dem Häuschen. Nicht ganz nachvollziehbar war für uns, als ein Mädchen, vielleicht um die 16 Jahre alt, auf die Bühne kam und einen Luftballon schwenkte. Ein Sicherheitsbeamter brachte sie wieder nach unten. Sachen gibt’s…
Danach befreien sich viele vom Doublet, lümmeln im Park herum und holen sich gar einen Sonnenstich. Die freie Zeit zum Seele baumeln lassen ist aber wichtig, um neue Kräfte zu tanken. Mark holt sich einen Sonnenbrand im Gesicht – mit Ausnahme vom Rand seines Glengarrys  ;-)
Flöhchen wird wegen ihres Band-T-Shirts für einen Ordner gehalten und weist den Leuten den Weg an.

Wir spielen eine ziemlich geniale Show und die Stimmung könnte nicht besser sein. Die Russen verteilen abends in der Zeitstadt wie immer leckeren Tee. Insgesamt wurde die Wasserversorgung besser im Vergleich zu 2010.
Während die Piper proben, toben sich andere Drummer auf ihren Instrumenten aus, was heftig für unsere Spieler war.  


Ich schaue mir die Show zum ersten Mal an. Nach unserem Auftritt schleiche ich mich zur Tribüne, weil ich unsere Bundeswehr sehen möchte. Ich hab Gänsehaut… so schön habe ich noch nie »Sah ein Knab ein Röslein« gehört. Wie wunderbar man doch alte deutsche Volkslieder spielen kann. Ihr Schwerpunkt liegt nicht auf einer mortz Marchingshow, sondern auf qualitativ hochwertiger Musik.


Eine Mitarbeiterin vom Spasskaya Bashnya meint, dass ihr die Deutschen am besten gefallen »They are the smartest…« , sagt sie strahlend. So ein bisschen bin ich stolz und ich sage es in der »7« den Bundeswehrlern. Ich lache mir noch zweieinhalb lustige Griechen an, die mir ein Bier ausgeben und später an mir kleben ;-)


Ach ja, nach der Show liefen wir wieder spielend zum Museum. Was aus einer spontanen Laune begann, wird jetzt zur Tradition. Wir laufen dieses Mal spielend durch die Kontrollschranken und die Wächter gucken groß, freuen sich aber selbst über unsere Musik ;-)

Auf dem Museumplatz countern wir. Überraschung: Wie schön, Lena und Katharina erwarten uns breit grinsend mit ihren Pipes unter dem Denkmal von Marschall Schukow.  (Das 11 m hohe und 100 t schwere Denkmal für Marschall Schukow, der 1945 Berlin einnahm, wäre 1995 nicht vor dem Museum sondern auf dem Roten Platz aufgestellt worden - wäre dieser nicht als Weltkulturerbe geschützt)


Lenchen und Katharina kommen in unseren Circle und spielen auf ihren mittelalterlichen Dudelsäcken, zu denen wir Tenors drummen.

7 + 14... 

2012 September 04 - offizieller Fototermin




Dienstag, 4. 09.2012

Ich hatte gebratene Leber mit Spaghetti, Gurkensalat und Käsekuchen zum Frühstück. Legger ;-)))
Um 10 vor 12 sollen wir am Bus sein und zum Fototermin mitsamt den Tänzern in Russlands schönstem Zimmer, dem Krönungssaal, fahren. Meine Kamera darf auch mit ;-)


Alle sitzen im Bus, bis auf zwei Mitglieder, die noch in süßen Träumen stecken, den Tag verpennen und abends zur Show nachkommen. Dort hagelt es natürlich einen deftigen Rüffel.  


Die meisten sind im Bus noch müde, da sorgt Brian für Stimmung und brüllt die Leute an: »Sing a song!!!« und natürlich ging es gleich wieder hoch her …lach. Brian lässt sich auch zum Geburtstag singen und lacht sich danach schlapp, weil er im Januar hat. Ein anderer (jeder der dabei wars weiß wer ;-)) glänzt mit Ausdrücken wie  »Gesichtsmoped«, »Fratzenkadaver« oder »Fucking …Raiffeisenbank …Bus … fucking alles Mögliche«. Ein anderer lacht im Schlaf und der nächste, so hört man, hatte die ersten beiden Nächte gefroren und erst danach sein Plumeau gefunden.   

Die Nichtverschlafer liefen also durch das Museum und lauschten der mit englischsprachigen Führerin. Prunk und Pracht, es ist unglaublich. Kutschen mit Rädern fast so groß wie ich selbst, bemalt, geschnitzt, vergoldet und Throne mit Edelsteinen übersät. Im nächsten Raum dann Kronen, Zepter, Schmuck, Kelche und Geschirr. Waffensammlungen von Messern über Schwerter bis hin zu den ersten Schusswaffen.
So unglaublich viel Reichtum und Pracht… eine Piperin erkennt, dass bei all diesem Überfluss die Revolution und der Sozialismus einfach kommen musste.     

Im Gum gibt’s mittags gebratene Putenbrust mit Reis und Salat – genießbar. Manche aber beginnen mittags den Italiener um die Ecke aufzusuchen. Hab ich auch mal ausprobiert. Bei mir gabs dann lauwarme Pizza, kalte nicht ganz durchgekochte Bohnen, leckere Auberginen und leckere Kartoffeln und ein Bier, allerdings hatte ich dafür rund 20 Euro bezahlt, was mir auf Dauer zu viel ist.   

Wir spielen eine gute Show und geben nach dem Finale noch ein Ständchen vor dem Museum.


2012 September 03 - Stadtführung, bummeln, fotografieren, Show

Montag, 03.09.2012



Eine Stadtrundfahrt mit Führung steht im Programm und morgens um 10 Uhr spazieren eine ganze Ladung Crossed Swords vom Hotel aus runter an den Bus. Ich bin mir nicht ganz sicher, hieß unsere Führerin Nela? Oder jedenfalls so ähnlich. Ziemlich resolut, klar und deutlich erklärte uns Nela ihre Stadt, die sie auch richtig liebt ;-) 




Moskau hat also 12 Millionen Einwohner und die Stadt möchte sich in den nächsten Jahren sogar noch verdoppeln. Kürzlich wurde die 186. Metrostation eröffnet, bis ins Jahr 2015 sollen schlappe 70 neue Stationen gebaut werden. Allerdings ist die Stadt relativ grün, erklärte Nela. Pro Kopf gebe es 18 Quadratmeter Grünfläche. Die Wolkenkratzer machen am Montagmorgen ihrem Namen alle Ehre. Richtig teuer sind die Mieten in der Hauptstadt.

Wo haben die nur das Geld her, für diese ganzen Erweiterungen? Wenn bei uns im Dorf eine Straße geteert werden soll, weil die Schlaglöcher unerträglich werden, beutelt das den Kämmerer. Naja, jedenfalls haben sie in Moskau den Asphalt in den Straßen erneuert. Einmal wunderte ich mich, dass die Straße so nass war und vermutete Regen. Nix da, die reinigen den Teer mit Wasser und spritzen die Straße sauber. Überhaupt sehe ich, vor allem um den Red Square, Straßenkehrer ohne Ende. Kein Platz der Welt ist so sauber, wie der Rote. Rot habe früher schön bedeutet, erklärte übrigens Nela.



Auf den sauberen und frisch geteerten Straßen fahren wir also mit dem Bus durch die Südstadt und an die Lomonossov-Universität, die zur Zeit der Kaiserin Elisabeth gegründet wurde. Wir machen einen kleinen Stopp zum Fotografieren und an Marktständen bieten Händler allerlei Gruscht für Touris an.

 Das Uni-Gebäude wurde im stalinschen Zuckerbäckerstil errichtet, die Turmspitze war sogar von Stalin höchstpersönlich gefordert worden. Übrigens studierte Michail Gorbatschow auf dieser Uni, an der 30 Fakultäten sind. Rund 40000 Jugendliche studieren dort.
Nela gibt einen kurzen Einblick in die Erziehung und Schule der Kinder. Mit 6 oder 7 Jahren kommen die Kinder in die Schule, was die Eltern entscheiden. Dort bleiben sie 11 Jahre und legen eine Reifeprüfung ab oder sie können auch nach 8 Jahren bereits eine berufliche Richtung einschlagen. Es gab zu wenig freie Kindergartenplätze, was aber besser geworden sei. Wenn Eltern auf Großeltern zurückgreifen könnten, sei das ideal, da beide Elternteile arbeiten sollten. In Deutschland ist das auch nicht anders.    



Wir fahren weiter und Nela zeigt uns aus dem Bus heraus den Zirkus. Zwei Kilometer ist die Sperlingsbrücke lang, wir fahren am imposanten Haupt-Olympiagebäude vorbei, mitten in der Stadt ist eine Skischanze. Überhaupt wird der Sport in Russland wohl sehr gefördert.


Die Stadt feierte am 1. September ja seinen 865. Geburtstag. Aus den Nachrichten erfahre ich, dass Wladimir Putin auf dem Roten Platz gesagt habe: »Moskau ist nach wie vor ein Sinnbild unserer Staatlichkeit, das wirtschaftliche, politische und geistige Zentrum unserer Heimat«. Überall ist die Stadt mit bunten Fahnen geschmückt, superhübsch.



Wir fahren durch den Ortsteil Chamoniki, wenn man das so schreibt, zum Jungfrauenkloster. Dorthin wurden unbequeme Gemahlinnen der Großkopferten abgeschoben. Also selber denken und eigene Meinung haben, ging nicht, also Scheidung auf Russisch war das zur Zarenzeit. Die erste Gemahlin von Zar Peter war demnach im Kloster, da sie sehr hübsch, aber eifersüchtig gewesen sein soll. Männer…
Wir steigen für ein paar Minuten aus und können fotografieren, *juhu… An dem kleinen See sitzen Maler, die typische Moskau-Motive malen. Ich kaufe ein hübsches kleines Winterbild von der Basiliuskathedrale für 500 Rubel.


An der Mosqua fahren wir vorbei an und Nela erklärt, dass deutsche Autos beliebt seien, vor allem Mercedes. Haya, denke ich, kaufet nur, dann steigt der Umsatz im Ländle und unserer Industrie geht’s gut ;-)   
Eine Straße ist 19 Kilometer lang. Überall stehen die niedlichen Kirchen mit den Zwiebeltürmen, teils sind sie auch wuchtig und imposant. Was da Geld drin steckt, obwohl das Volk so arm war. Wir fahren am Gorki-Park vorbei… da würde ich auch mal gerne bummeln, über die Krimbrücke und zum Petersdenkmal, welches mit überwältigenden 96 Metern aus dem Wasser ragt und zu den 100 größten Denkmälern der Welt gehört.


Aus Bronze ist die Statue gegossen und wurde erst 1997 errichtet. Anlass war der 300. Jahrestag der russischen Flotte. Zar Peter I. der Große steht auf einem einmastigen Schiff mit drei Segeln. Die Flaggen auf dem Schiff tragen Andreaskreuze *hihi… Die Kosten für das beeindruckende Monument werden auf 15-20 Millionen Dollar geschätzt und die Öffentlichkeit lehnte dies größtenteils ab, zudem gefalle den Moskauern die Statue nicht, sogar Boris Jelzin findet sie hässlich, las ich nach. Sie steht sogar in der Liste der hässlichsten Statuen der Welt, auch ein Rekord. Im Juli 1997 wurde ein Sprengstoffanschlag darauf verhindert. Jetzt soll das Teil versetzt werden, nur ein neuer Standort ist noch nicht klar. Manche Moskauer wollen es auch bei der Altmetallabfuhr vor die Tür stellen.
Wir bekommen noch einen Einblick in die Geschichte des Roten Platzes und in den Bau der schmucken Basiliuskathedrale und haben dann frei bis ca. 18 Uhr.
 
Endlich kann ich auf Fototour gehen und genieße es, wieder meine Kamera im Einsatz zu haben. Ich wusste nicht, dass ich sie so vermisst habe. Ich laufe eine Tour über den Roten Platz und rund um den Kreml herum. Das Wetter ist spitze für Aufnahmen, der Himmel ist zwar größtenteils grau, aber die Sonne wirft meist noch ein prima Licht durch einen Schlitz im Wolkendach. Das gibt eine dramatische Stimmung auf den Bildern, juhu…
Da ich Musiker bin, darf ich in die Arena und das mache ich auch. Alles ist leer, nur ein paar Kameraleute richten ihre Gerätschaften aus und so falle ich gar nicht auf. Ich gehe auf die Tribüne, ganz nach oben und mir rast das Herz. Von dort aus habe ich den besten Blick auf die Basiliuskathedrale, das Kaufhaus Gum, den Kreml, den Spasski-Turm, sogar bis runter an die Mosqua und das Museum. Ich kanns nicht fassen, es ist einfach spektakulär dort. Freu mich schon auf die Bildbearbeitung im Photoshop.

 Ich ging runter an der Mosqua entlang, vorbei am Grab des unbekannten Soldaten und durch den Park wieder zurück. Schon zäh, wie der Stechschritt der Soldaten aussieht. Ich hatte Glück und kam gerade zur Wachablösung, so dass ich nochmals super Motive vor die Nase bekam. Vor dem Museum gab Brian ein Ständchen und ich ging mit bester Laune in unseren Raum, um mich ins Fulldress zu schwingen.
Das Essen war nicht mein Fall, aber ich hatte zuvor Chips gekauft – Geschmacksrichtung Gurke – die schmeckten ganz okay.

Die Show war super, noch nie mussten wir im Regen spielen. Was haben wir für ein Glück! Aber danach war ich sowas von platt, dass ich im Hotel nur schnell E-Mails checkte und mir dabei fast die Augen zufielen.    


2012 September 02 - Sonntag im Park und Red Square



Sonntag, 2.8.2012
Fotoshootings gibt es an allen Ecken und Enden. Ständig wollen die Menschen mit uns fotografiert werden, mal findet man es lustig und macht mit, aber manchmal hat man auch keine Zeit. Zum Essen beim Chinesen nehmen wir den hinteren Weg zum GUM, weil uns dort weniger Spießrutenlauf erwartet.
Big Bob schenkte einer alten Dame ein Anstecker und ihr schossen die Tränen in die Augen… wie rührend.



Im Park spielen wir am Vormittag eine gelungene Show mit Drumsalut und Jürgens Solo. Natürlich dürfen Highland Cathedral und Amazing Grace nicht fehlen. Ein Arzt kommt ins Hotel und versorgt die Kranken.
Mit dem Bus geht es zum Museum und einige bummeln durch die Stadt, aber manche wollen auch im Hotel relaxen. Es regnet am Nachmittag und wir sind alle überzeugt davon, dass es uns heute abregnet und fummeln ihr Invernesscape raus. Das Essen schmeckt heute übrigens!
Es regnet aber nicht und wir haben wirklich Glück. Naja, wenn Engel reisen…
Die Abendshow gelang dann auch gut und im Hotel wurde in der Sieben abgehangen ;-)

Irgend jemand stellte einen Streich an, erzählten die Bundeswehrler. Keiner weiß , wer es war, aber alle 5 Aufzüge standen voller Pflanzen aus dem Vorraum. Zuerst mussten also der Benjamini und Co raus, bevor man wieder fahren konnte. 
Die Lady in der Bar, vom Typ Herbergsmutter, wollte schon die Security holen *lol

2012 September 01 - zig Shows am Samstag


Heute steht die Parade zum 1. September an, großer Feiertag in Russland.


Wir fahren mit dem Bus zum Aufstellungsort und bekommen ein Schildermädchen vorne hin. Unter den eh schon langen Beinen, hatte das Mädel noch hohe Absätze. Wie man damit eine Parade laufen kann, ist mir schleierhaft, aber sie hatte es geschafft und die Jungs waren natürlich wieder ganz wuschig ;-)  Simone hatte dagegen ihre Blackcockfeather verloren, aber schnell konnte Ersatz gefunden werden, denn Putin wartet schon. Man hilft sich einfach.

Für die Putinshow am Nachmittag wurde die Arena umgebaut. Dafür mussten alle Musiker mehrere Stufen hochsteigen, durch schmale Durchgänge gehen und dann auf dem Roten Platz einlaufen. Himmel… wir ganz vorne in der Mitte haben alle Bands angeführt… echt der Wahnsinn. Ziemlich vorne ging es dann nochmal drei Stufen  runter. Bin froh, dass sich niemand verletzt hat, war ganz schön gefährlich. Unser Spiel wackelte dann entsprechend… naja.

Da saß er dann, der Putin und neben ihm der Patriarch, eingekesselt von Security und Gefolge. Aber auch unser General Melvin saß mit Gattin im Publikum, hat mich echt tierisch gefreut, dass er extra wegen uns nach Moskau fliegt. Allerdings wussten wir nach der Show noch nicht, dass er schon da war.

Nach der Parade und der Putin-Show konnten wir endlich zum Essen (Mittags bäh und abends ok… ) und im Museum etwas ausruhen. Aber irgendwie… es hatte in den Fingern gejuckt, schwupps hatte sich eine große Menge Piper und Drummer gefunden und wir legten vor dem Museum los. Heieiei, hatten wir einen Spaß. Es war einfach nur gigantisch und Musik vom Feinsten, ungezwungen und frei, so wie es sein soll.  
Das Publikum in Moskau ist hammerhart drauf. Sobald die Leute dort nur eine Pipe hören, flitzen sie her. Ich schätze, über 1000 Menschen waren es, die sich um uns herum versammelt hatten. Ein Meer von Köpfen erstreckte sich über den Platz vor dem Museum und selbst von der Terrasse standen die Leute und fotografierten ihre Handys heiß.
Einmal standen wir Drummer standen in der Mitte und die Piper liefen im Circle um uns herum. Plötzlich lief Simone den Circle rückwärts und dann gings los… der eine drehte sich, der nächste lief rückwärts und so weiter… was für eine Gaudi. Und sogar ins Publikum liefen die Piper aus,, mitten rein und wieder zurück, wie geil.
Dann zeigte Jürgen was er auf der Side drauf hat und legte ein Solo hin. Spitze! Und der Jubel war zu Recht sein.

Wie lustig: Die Organisatoren haben ein Bild mit lebensgroßen Figuren aufgestellt, darunter ein Drummie und wir vermuten Karsten. Die Köpfe sind ausgesägt, so dass die Menschen ihre eigenen Köpfe durchstecken können. Wenn wir daran vorbeilaufen und Leute lassen sich dort fotografieren, stellen wir uns noch dazu… die sind dann immer hin und weg.

Abends waren wir scheinbar live im Fernsehen zu sehen und das in voller Länge. Die Abendshow war ziemlich genial. Ich vermute, dass wir uns mit dem Gig am Nachmittag selbst aufgepuscht hatten und uns diese Energie nach vorne brachte. Direkt nach der Show gingen wir mit enthusiastischer Laube in das Englische Pub in der Nähe des Red Square – spielend. Ja, kriegt diese Band nie genug? ;-)
Im Circle gaben wir vor dem Pub ein Ständchen und die Leute kamen in Strömen. Unglaublich, aber manche kletterten an den Häusern hoch, um nur ein wenig von uns zu sehen. Die Lage wurde fast brenzlig, denn das Publikum flippte aus, quetschte uns immer mehr ein und der Circle wurde more and more bedrängender. Schließlich schoben wir uns ins Pub, hatten ja auch Durst.
Dort drin spendierte der Wirt eine Runde Bier und natürlich ging es ohne Pause weiter mit Musik. Schließlich kam General Melvin mit Frau in die Kneipe und wir begrüßten sie natürlich nach Noten. Die Stimmung war phänomenal und auch die Tänzer waren mitgekommen und schwangen nochmals die Röcke zum Strathspey. Doch ein Wermutstropfen gab es. Beim Gehen blieb eine Rechnung von 4000 Rubel offen, oder waren es nur 3000? Der Wirt zeterte herum und manch einer bezahlte noch sein Freibier. Bis heute ist nicht geklärt, was da genau schief lief. Inzwischen lud uns der junge Wirt nochmal in die Kneipe ein, weil ihm sein Gezeter leid tut. Mal sehen, wer noch Lust hat.    

Parallel dazu verbreiteten sich in der Band blitzschnell die Blasen an den Füßen und Flitzkacke. Liegts am Essen oder geht ein Virus rum? Weiß der Geier, aber die Lage ist beschissen. Mit den richtigen Medis kommen die meisten wieder relativ flott in die Gänge.