2015 April 12 - Narzissenfest in Gerardmere, Vogesen

Das Frühstück in Frankreich ist ja witzig. Wir bekommen Baguettes, mit Butter, Marmelade und Honig aus Plastikdöschen und trinken den Kaffee aus Schalen.
Frühstücksteller? Wird völlig überbewertet. Die braucht man nicht. So essen wir auf Servietten und von der Papiertischdecke. Cornflakes stehen noch da und etwas Jogurt. Alles gut.

Wir fahren in den Ort los und mein Rücken zwickt und zwackt. Einstimmen ist angesagt und wir laufen eine kleine Tour. In einem Gebäude werden wir wieder in mehreren Gängen verköstigt. Würste, Kraut, Kartoffeln, Käse, Baguette und Puddingkuchen.

Ich gehe etwas nach oben zu meiner Pipe, habe Lust zu spielen und es läuft echt gut. An der Stimmung sollte ich aber ein wenig kurbeln. Sie hört sich etwas flach an. Reed anpassen, Chanter abkleben... das gibt noch Arbeit.

Ich habe mir über Donald die Omega Crozier-Reeds geleistet - das ist eine Wissenschaft für sich. Die beiden Tenors laufen ganz gut, allerdings musste ich die Drones ziemlich einfahren. Das bedeutet, dass ich die die Reeds höher stimmen muss, damit die Soundbox mehr Raum bekommt - oder so. Die Bass bleibt vorerst zugestöpselt. Das Reed muss ich zuerst genau studieren und hole mir von Nadine Rat, die als Omega-Crozier-Drone-Reed-Profi gilt :-)   

Mit Entsetzen entdecke ich einen Riss im mittleren Dronestock. Habe ich doch zu viel Hemp gewickelt? Shit, shit, shit...shit!
Man empfiehlt mir, den Riss mit Zweikomponentenkleber zu flicken. Da muss ich zu Hause richtig gründlich dran gehen. Notfalls muss ich bei Craig einen neuen Dronestock bestellen. Hoffentlich wird das nicht zu teuer.


Wir rotten uns wieder zusammen. Gerade will ich aus der Tür gehen, da laufen mir die Heidelberger entgegen. Ein kurzes Hallo, ein paar Drücker "...schön, dass wir uns sehen...." und wir verlieren uns wieder aus den Augen.
Wir Caverhills und alle anderen Piper und Drummer stehen zusammen, halten Schwätzle, warten, blödeln, machen Foto zur Erinnerung.

Zeit für's Foto :-)


Um 14.30 Uhr startet die Parade. Zwei Kilometer - wird schon nicht so wild werden. Für Drum Major Thor ist es die erste Parade, die er ganz alleine bewältigt. Er hat schon viel gelernt und macht seinen Job okay. Das soll mal einer beim ersten Mal besser machen.
Mein Rücken spinnt rum. Ruhe Rücken, Schnauze jetzt!

Endlich geht er los, der blumige Umzug mit den fantastischen Wagen und den Gruppen dazwischen. Einige Guggenmusiken sind auch mit dabei. Von den Heidelbergern sehe ich nichts mehr. Schade.
Wir marschieren fast mit »Hennadäpperle« und kommen kaum vorwärts. Dafür bleiben wir bald darauf gleich wieder ganz stehen. Irgendwelche Gruppen vor uns führen kleine Showacts auf. Dann geht es 20 Meter weiter und wieder bleiben wir stehen. Die Frühlingssonne brutzelt. Aber es könnte ja auch regnen...

Motorräder führen die Parade traditionell an.


Im Wechsel spielen wir drei Sets, dazwischen lässt uns Thor auch nur auf die Taps der Drums marschieren. Nach einer Weile krächzen wir alle nach Wasser.
Pipi? Das muss keiner, Wasser wird sofort rausgeschwitzt. Die Tropfen rinnen die Oberschenkel runter und in die Wollstrümpfe rein. Sauna für Arme.
Wir laufen an 27 Ehrentribünen vorbei, heißt es. Es ist die Rede von 60 bis 80000 Zuschauern und das kann ich mir gut vorstellen. Mitgezählt habe ich nicht. Der Ort selbst hat gut 8000 Einwohner. Irre.
Die Parade dauert letztlich drei Stunden, und ich bin danach gehörig platt. Mein Rücken pocht nur noch und arbeitet daran, mich umzubringen. Nerv über rechter Pobacke verklemmt, oder was?Ischias im Anmarsch?

Wie lange dauert es noch zum Bus? Nur noch zwei Straßen, dann rechts den Berg hoch....
Endlich da, geschafft. Bei mir setzt Druckabbau ein, und ich heule vor Erschöpfung und vor allem vor Schmerzen. Markus hilft mir beim Verstauen, von Andrea bekomme ich Notfalltropfen, die nach einer Weile tatsächlich anschlagen. Am besten das Gepäck so einladen, damit es beim Ausladen vorne dran liegt. Wir werden in Geisingen als erstes aus dem Bus aussteigen.

Im Bus schlafe ich beizeiten ein und das tut echt gut. Danach Gepäcksuche, aber wir werden schließlich fündig. Von Geisingen nur noch mit einem Mitspieler nach Sulgen und von dort aus endlich nach Hause.

Ich lade noch das Auto aus, packe die klatschnasse Pipe zum Trocknen aus. Die Wasserflasche macht ihrem Namen alle Ehre.

Hallo Schatz, ich bin da! Ja, es war schön.
Und was ist da? Mein BETT :-)


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