2013 Sept - Proben und so

Jetzt bin ich regelmäßig in den Proben zweier Bands und stelle fest, dass beide völlig unterschiedlich an den Lernstoff gehen. Das soll nicht heißen, dass der eine besser ist als der andere. Überhaupt nicht, nur anders.

Was ist anders?

Band 1...
... lernt mit großer Spielfreude und Konzentration ein neues Stück. Fehler sind nicht schlimm, die werden mit der Zeit ausgemerzt, sobald die Technik verfeinert wird. Sinn ist es, das Stück so früh wie möglich auswendig spielen zu können.
Die Proben machen super Spaß und ich habe jedes Mal das Gefühl ein Stück weiter gekommen zu sein. Alle sind immer super konzentriert und die Zeit vergeht im Flug. Ich finde jedes Mal Macken, die ich beim Üben zu Hause angreife.
Die Gemeinschaft ist eine tolle, es kommt mir fast vor wie eine Aufbruchstimmung zu einer tollen Reise. Es wird auch einiges außerhalb des Notenpaukens unternommen. Die Pipes sind aber immer dabei.  

Band 2...
...lernt bewusst entschleunigt ein neues Stück und legt gleich zu Beginn großen Wert auf Genauigkeit. Das Tempo bei einem Marsch liegt etwa bei 40 auf der Viertel. Von Anfang an steht ein Metronom auf dem Tisch, damit man sich gleichzeitig im Takt schult, ihn verinnerlichen kann. Es geht darum, gleich zu Beginn die Gracenotes sauber zu spielen, so dass wirklich jede einzelnde Verziernote mega-deutlich zu hören ist. Ebenso wird versucht relativ schnell auswendig zu spielen.
Ehrlich gesagt, macht diese Methode weniger Spaß beim Lernen, bringt unterm Strich aber sicher total viel an Sauberkeit.
Man sollte in der Band auch mehr außerhalb der Verpflichtungen unternehmen.

Fazit:
Ich finde es in beiden Bands gerade sehr schön und glaube, dass mich das intensive Üben vorwärts bringt. Auch die unterschiedlichen Lernmethoden haben beide ihre Vorzüge.

Aktuelles Ziel:
Ich möchte in erster Linie Spaß an der Musik haben und meine Fähigkeiten verbessern!
Es stehen eine ganze Reihe toller Events an, auf die ich mich freue. Einen Auftritt wird es mit einem Chor geben.
Davor werden wir in einer Kleinbesetzung aber mit einer Rockband zusammen einen Gig erarbeiten. Bald ist die erste Probe *juhu... 


2013 Sept - Smallpipe 3

Mit der Smallpipe komme ich nicht klar und dachte anfangs, dass es an mir liegt. Zum Balg hatte ich dann extra einen Blowstick aus Schottland kommen lassen. Jetzt hatte ich das Instrument meiner Pipe Sergeant'in mitgeben können die seit Jahren Smallpipe spielt. Und siehe da, auch sie verzog die Nase.
Aber sowas von.

Ich habe sie nach einer E-Mail dem Verkäufer zurück geschickt und hoffe nun, dass er mir die 400 Euro wieder erstattet. Gebrauchte Sachen kaufe ich sicher nicht mehr so schnell. Schade, weil ich mich riesig darauf gefreut hatte.
Den Blowstick darf ich wieder nach Schottland schicken. Der Hersteller benahm sich super fair.

 

2013 Sept 11 - H-Probe

Mittwoch, 11.09.2013

Nur wenig Mitglieder sind in der Probe.
Ich nehme mir eine längere Practice Chanter aus dem Schrank, die noch zu haben ist und muss sie später noch bezahlen. Eine McCallum und sie klingt toll.

Ich liebe die Melodik die jetzt nach den Drums möglich ist und will sie auskosten.

2013 Sept 09 - S-Probe

Montag, 09.09.2013

Eine geniale Probe darf ich genießen und lerne, wie man sich einen Tune schnell und mit viel positivem Elan einprägt. Das setzen wir auch gleich praktisch um und innerhalb von 90 Minuten können wir vier neue Parts nahezu auswendig spielen. Die Technik dazu wird beim nächsten Mal verfeinert.

Nur meine Chanter ist kürzer als die der anderen Piper und klingt beim gemeinsamen Spiel daher etwas schräg. Ich muss mir mal eine längere zulegen.

Ich fahre die über 100 Kilometer nach Hause und bin komplett erschöpft. Drei Mal nicke ich trotz allem Zusammenreißen am Steuer ein und schrecke immer wieder auf. *uff...
Das ist mir noch nie passiert, so glücklich und erschöpft war ich lange nicht mehr.
Ich komme zum Glück gut an.


2013 Sept 08 - Avenches - Heimfahrt

Bevor ein junger Rekrut ran muss, ziehe ich mein Bett ab und werfe die Wäsche auf einen Haufen.
Nach einem gemütlichen Frühstück bei Croissants und Kaffee, fahre ich in drei Stunden nach Hause.
Froh bin ich, endlich wieder bei meiner Familie zu sein.

Jetzt heißt es wieder üben und dran bleiben. Die Konzentration richtet sich jetzt auf ein anderes sehr schönes Repertoire und ich freue mich auf die neuen Lieder.

Wer weiß, wo meine nächste Reise hinführt?



2013 Sept 07 - Avenches - 3.+4. Tattoo

Samstag, 08.09.2013

Heute ist schon der letzte Tag, den ich relaxt beginne. Mit drei anderen lieben Pipern spaziere ich zum Frühstück, wo wir in gemütlicher Runde hocken, Croissants mampfen und den super Kaffee von dort trinken. Entspannt dreht sich die Uhr und gegen 11 Uhr fährt der Bus wieder nach Avenches. Am Nachmittag laufen alle Tattoo-Teilnehmer eine Parade.

Wir drehen die Runde über die Kernstadt und stapfen wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Die Drummer der Cullybackey Pipe Band beim
Alex-Duthart Drum Salute.

Verschiedene Musikgruppen geben Ständchen und dann laufen wir die Parade grade nochmal.
Schön ist das ;-)

 Ein Foto mit der Band der Grenadier Guards lassen wir uns nicht entgehen.

Unser Merchandising-Stand läuft relativ gut. Immer wieder bringen die erfahreneren Piper dort ein Ständchen und heben so die Stimmung in der Ecke.

Massed Bands 

Von 17 bis 19 Uhr findet die erste Show statt. Die Sonne knallt nicht mehr, das Klima ist angenehm. Wir sind bereit, eingespielt in jeder Hinsicht und lassen ein schönes Tattoo gelingen. In den Pausen wird immer wieder Wasser getrunken, Kraft geschöpft und es werden Kontakte gepflegt. Viele beginnen zu fotografieren. Ich habe bewusst meine Kamera nicht dabei. Entweder Foto oder Musik. So knipse ich mit dem Handy ein paar Erinnerungsfotos. Die guten Bilder sind nicht von mir ;-)


 Alle drei Pipe Bands
Vale of Atholl - Crossed Swords - Cullybackey


 Crossed Swords Pipe Band

Um 21.30 Uhr startet das vierte und letzte Tattoo. Ich freue mich und möchte das Erlebnis noch ein letztes Mal in vollen Zügen genießen. Unser erster Auftritt gelingt wieder gut. Danach ist wieder das Warten an der Reihe. Als ich bei den anderen im Freien hocke, spüre ich einen Regentropfen. Bald darauf einen zweiten, einen dritten.... es wird doch nicht etwa?

Oh doch! Und wie. Nach einigen harmlosen Tropfen verwandelt sich der Regen in einen wolkenbruchartigen Niederschlag. Meine Güte, so große Tropfen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Alle drängen sich im Zelt an die Monitore und schauen entsetzt zu, wie die Militärmusik aus Österreich klatschnass bis auf die Haut abgeduscht wird. Im Eingang zur Arena stehen noch die Trommler für ihren Auftritt bereit.
Die heldenhaften Österreicher werden im Zelt mit überschwänglichem Jubel empfangen. Sie tropfen wirklich an allen Ecken. Gespannt warten wieder alle an den Monitoren, wie die Trommelgruppe mit ihrer Show beginnt. Der Kameramann zoomt die Gesichter her und die schreien wie wild geworden: »Und jetzt erst recht!!!«. Das ganze Musikerzelt lacht!
Aber gleichzeitig verlässt auch das Publikum die Plätze, keine Chance zu bleiben. Zudem ist das Risiko zu hoch. Der Veranstalter hatte offenbar auch die berechtigte Sorge, dass sich der Regen in Hagel umwandeln könnte und schickte die Leute nach Hause. Sie sollen noch eine Entschädigung kommen. Schade, für die Menschen, die teils sehr weite Anfahrtswege in Kauf genommen hatten, um uns zu sehen.



Das Finale wird offiziell abgesagt und im Zelt steppt der Bär. Eine irre Feierlaune bricht da aus. Eine Stimmung wie wenn Guggenmusiken richtig loslegen, eigentlich fast noch besser. Brassbands wechseln mit Pipemusik, es wird gefeiert und alle haben Spaß!



Sooo ein Ende hatte niemand erwartet. Aber saumäßig schee war's ;-)

2013 Sept 06 - Avenches - 2. Tattoo

Freitag, 06.09.2013

Überraschung: Als ich zum Frühstück gehen will, ist kein Frühstück da. Ich frage einen Soldaten, der mit der Sachlage komplett überfordert scheint.
- »Hilfe, ohne Frühstück komme ich ja klar! Aber doch ohne Kaffee???«
Ein anderer Soldat schickt mich an einen Kaffeeautomaten, da kommt meine Rettung. Ein dritter, aber total netter Soldat erklärt mir, dass ich in das Restaurant um die Ecke muss und lässt mich zu einem Seitenausgang raus. Nach einem Umweg über eine Baustelle finde ich das Restaurant und geselle mich zu meinen Leuten dazu. Es gibt Croissants und einen spitzenmäßiger Kaffee. Hurra, der Tag ist gerettet.
Allen passt der Umstand nicht, dass man jetzt ins Restaurant muss »... und jetzt auch noch Croissants essen soll???«. Einige Leute sind doch überreizt und platt.
Maaan, andere Länder, andere Sitten. Ist doch okay.

Heute gibt es einen Trip nach Bern. Der Führer, passender Weise heißt er Bernard, erklärt uns Ausflüglern Land und Stadt. Am Bärengehege lässt er uns laufen und wir bummeln mit unseren Lunchpaketen ausgerüstet durch die Stadt.


So ein bisschen platt sind wir alle und reißen nix vom Hocker. In einem sauteuren Restaurant gibt uns der Bernard ein Bierchen aus, bevor wir weiter ziehen. In einem Schaufenster hängt eine Second-Hand-Uhr für 8000 Franken. Die Preise sind halt Schweiz. Wenn die Qualität dazu im Verhältnis steht, soll's ja recht sein. Beantworten kann ich das nicht.



Aber oje, unglücklicher Weise wird eine Trommlerin von einer Biene in die Hand gestochen. Gleich wird Medizin besorgt und gekühlt, aber die Hand schwillt immer mehr an. Damit waren die noch anstehenden drei Shows für die Trommlerin gelaufen, so ein Mist.
Bei den Bären fahren wir wieder zurück, direkt nach Avenches.


--------------------------------------------------

Dann läuft alles relaxt und das ist auch gut so.
- Abendessen
- Pipe überprüfen
- umziehen
- einstimmen
- warten auf das Kommando von Paula...


.... und los geht's in eine geniale Show. Das Publikum ist am Freitagabend spitze! Die toben und trommeln mit den Füßen, klatschen, stehen und rufen. So eine schöne Show und alles lief gut ;-)

Die Formation »Shamrock« (Kleeblatt)



Mit dem Bus zurück nach Fribourg in die Kaserne geht die Reise und glücklich falle ich ins Bett.

2013 Sept 05 - Avenches - 1. Tattoo

Donnerstag, 05.09.2013

Der Kaffee in der Schweiz ist wirklich super! Love it ♥

Morgens ist wieder Probe in der Kaserne auf der Chanter. Die läuft allerdings nicht ganz nach meinem Geschmack und entsprechend bin ich angenervt.
Nach der gemeinsamen Chanterprobe üben alle drei Bands für sich, aber in Grüppchen in einem Raum. Ideal ist das nicht. Aber die beiden Grad 1 Bands spielen alle Stücke konzentriert durch, nur bei uns dreht sich eine Diskussion ewig um ein Throw on D das überhaupt nicht gespielt wird. Dann weiß später noch ein Trommler alles besser als Mark Wilson. Wie untoll.
Später stehen alle Trommler im Kreis auf dem Kasernenhof und üben. Einige Ausnahmen scheinen es nicht nötig zu haben, qualmen direkt daneben Zigarettchen, rennen wie die Hühner hin und her. Liegt es an der Erschöpfung der Leute? Mir ist das peinlich.

Mittags ist Rehearsal in der Arena und gleich danach das General Rehearsal. Die Sonne brutzelt vom Himmel. Die Proben sind auch gut so, denn abends findet das erste von vier Tattoo statt.

Die musikalische Leitung des ganzen Spektakels hat Christoph Walter, der auch das Basel Tattoo dirigiert.



Dieser Mensch begeistert!!!
Jeden Einsatz, jeden Ton scheint er zu kennen. Auf seinem Podest springt er während des Dirigierens schon mal einen halben Meter in die Luft oder geht in die Hocke. Meine Blicke sind auf ihn gerichtet, wenn es um die Einsätze geht. Ansonsten schaue ich gerne David Johnston auf die Finger oder einem unserer Piper von der Aufstellung gegenüber. Einmal schaue ich auch einem Piper der Vale auf die Finger - und prompt spiele ich falsch. Hihi, gut zu wissen, dass auch diese Profis nur mit Wasser kochen.
Dennoch, gegen die Spieler aus den Grad 1 Bands kann ich sauber abstinken und mein Haupt neigen.

Die meisten Spieler erholen sich. Schlafen, dösen, halten Smalltalk und warten auf die Show am Abend. Wird alles gelingen?

------------------------------------------------------

Juhu, die Show beginnt und ich bin dabei.



Part 1:
Ich habe ein super Gefühl und spiele auch gut. Mit Sicherheit wäre mein Spiel noch weiter ausbaufähig, aber dennoch bin ich zufrieden mit meiner Leistung auf der Bagpipe. Auch mein Marching hatte sich enorm verbessert.
David sagte mir noch Anfang der Woche, ich liefe wie ein Pinguin.
Er sagte PINGUIN!!! Bow, der saß!
Nun ja, eigentlich humple ich auch. Vor zwei Wochen hatte ich mir den Fuß vertreten und zudem ist meine Kniescheibe laut Orthopäde hinüber. Beim Marching unterdrücke ich das Humpeln und es scheint zu klappen. Abends sind Knie, Wade und der Fuß halt krass geschwollen. Aber egal ;-)



Pause:
Auf Monitoren kann man im Musikerzelt die Show anderen Bands verfolgen. Entweder hocke ich mich zu meiner Meute oder unterhalte mich mit anderen Musikern. Die kommen aus St. Petersburg, Österreich, der Schweiz, Polen und Moldavien in die Romandie. Dabei sind auch die Grendier Guards der britischen Queen. Die »Majesticks« sind eine geniale Trommlergruppe aus der dortigen Region, die ihre Sticks munter durch die Luft werfen und ihre Show humorvoll präsentieren. Es gibt eine Musikertruppe die Irish Folk spielt und irische Tänzerinnen schwingen ihre Beine.
Insgesamt spielen in Avenches 500 Musiker zu den Massed Pipes & Drums unter dem Motto »L'Irlande. Für Stimmung hinter der Bühne sorgt vor allem die »Showband« (die heißt so) aus Basel. Kommen Akteure vom Auftritt zurück, empfängt die Truppe die Leute mit großem Hallo. Toll!


Part 2:
Karin konzentriere Dich, nun geht es zum zweiten Mal in die Arena. Nach der russischen Band geht es los. Die Melodie die sie zum Ausmarsch spielen, kenne ich noch als Ohrwurm aus Moskau.
(Wir sind im Video unten ab ca. 5 Minuten dran, aber die Russen sind auch sehenswert)


Alle drei Pipe Bands stehen im Gang und warten auf das Kommando von Paula. Wir sollen in der Formation »shamrock« Aufstellung nehmen. Shamrock bedeutet Kleeblatt.
Die beiden Grad 1 Bands stehen rechts und links von uns flankiert. Mit den Rolls laufen sie los und wir alle beginnen zu spielen (Rose of Allendale). Damit die Formation gut gelingt laufen wir erst los, wenn die Trommler der beiden anderen Bands auf Höhe unseres Drum Majors sind. Alles klappt.
Nach dem ersten Part des zweiten Liedes (Murdos Wedding) müssen alle Bands den Circle gebildet haben, in Augenkontakt zu David stehen und das Marking Time beenden. Das Timing passt super!
Es folgen der Strathspey (Orange and Blue) und der Reel (Highroad to Linton) durch dessen zweiten Part ich mich zugegebener Weise mogeln muss. Verflixt ist der schnell. Danach folgt drei Mal der Slow Air (Farewell to Camraw). Der ist leicht, fast zum "relaxen". Der Jig (Paddy's Leather Breeches) und der Hornpipe (Itchy Fingers) runden diesen Teil ab und ich kann die Stücke. Ganz sicher ist mein Spiel noch ausbaufähig, aber okay.

Wir lösen die Formation »Shamrock« auf und marschieren mit »Atholl Highlanders« auf unsere neuen Positionen. Gleichzeitig rücken die Grenadier Guards ein und beziehen in der Mitte Position.

Dann spielt David im Solo »Highland Cathedral« wonach alle Piper und Drummer einsetzen und einen Part weiter die Grenadier Regimental Band. Das Publikum tobt!
Ich mag den Ohrwurm mit dem wir danach weiter nach vorne marschieren. Immer schön den Arm hoch. Paula gibt uns dann ein Zeichen, wenn wir uns zum Dirigenten umdrehen sollen - und ja, auch das klappt hervorragend. Wir sind mitten im Finale angekommen.



Finale:
Beim Finale spielen wir mit der Blasmusik »When irish eyes are smiling« zusammen. Nur aufpassen, dass der Sack nicht nachpfeift. Geschafft!
Als nächstes ist »Whisky in the jar« dran, das anfangs von einem Iren gesungen wird. Dramatische Musik folgt, die Stimmung steigt zum Siedepunkt´, die Pipes steigen ein. So schön hab ich es mir gar nicht vorgestellt. Aufpassen, nur die drei letzten Takte werden wiederholt. Geschafft!
Die Blasmusiker kündigen uns schon wieder »Wild Rover« an. Wegen den Gebrüdern Blattschuss ist das nicht mein Lieblingslied. Aber alles klappt bestens.
Jetzt wird es spannend. Nun kommt die »Avenches Hymne« zu der David sein Solo vorweg spielt. Sie ist echt super, die Hymne. Schon zu Hause habe ich sie mit dem mp3 geübt und mich in sie verliebt. So scheee...



Dann spielt der Solopiper von oben seinen Lament. Ich genieße.
Die Blasmusik hat wieder ihren Part und nach ihrer Einlage begleiten wir sie zum »Guisan March«. Nur nicht nachpfeifen. Nein, die Pipe ist rechtzeitig leer. Alles ist gut!

Wir spielen »Scotland the Brave« mit dem sich die anderen Musiker aus dem Staub machen. Wortwörtlich aus dem Staub, die Schuhe sehen nach der Arena immer aus wie eingemehlt und frisch aus der Wüste. Das Putzen können wir uns fast schenken, abstauben lautet die Devise viel mehr. Nach zwei Minuten laufen auf dem Boden sieht man nichts mehr von der Politur.

Dann stehen nur noch wir Pipes und Drums auf dem Platz. Auf dem Ablaufplan steht nochmals »Scotland the Brave«. Was bin ich froh, dass der »Black Bear« gestrichen wurde.
Die Rolls klingen einen Takt lang und wir sind im Mark Time. Beim zweiten Takt drehen wir uns gerade hin und marschieren auf unsere parallele Reihe von gegenüber zu. Nach dem ersten Part drehen wir uns nach vorne, sind wieder in der Spur und laufen los. Einmal countern und raus. Aus die Maus. Alles ist gut.  

Die Anspannung fällt mir ab. Mir ist gar nicht bewusst, dass ich so wahnsinnig unter Konzentration stand. Als Ian Duncan kommt und mir die Hand schüttelt, schießt mir zehnfach Pipi in den Augen. Ich schüttle noch weitere Hände und bin echt verdammt stolz. Das unerwartete Gefühl überwältigt mich.

*schniff... alles ist gut

 

2013 Sept 04 - Avenches - Dress Rehearsal

Mittwoch, 04.09.2013

Da ich das Geschehen im Nachhinein zusammenfasse, hoffe ich, dass ich nichts verwechsle. Mir hilft noch der Plan, der vor Ort relativ gut hingehauen hatte.
Nach der Müslizeit ist wieder Probe auf den Practice Chantern und Pads, ich glaube unter Robert. Mit dem Bandbus geht es wieder nach Avenches. Eigentlich sollte der Veranstalter einen Bus stellen. Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen tuckerte unser Band-Busfahrer hin und her.

Ich habe mich an diesem Tag für mein Auto entschieden, um in Avenches flexibel zu sein. Es dauert eine Weile bis ich die Parkregeln kapiere, aber danach ist alles klar. Die blau eingezeichneten Stellplätze sind für die blaue Parkscheibe. Eigentlich logisch. Die gelben Stellplätze sind privat und die weißen unbegrenzt.

Mittagsessen ist wieder gut. Mit dem Bierchen am Abend dazu nehme ich sicher trotz der Anstrengungen zu. Nach dem Tattoo gibt's Diät für mich ;-)

Da wir bis 15 Uhr frei haben fahre ich an den Morat-See bei Avenches, ein Piper begleitet mich. Ich hocke auf einem Stück Wiese am See und übe Chanter, da stehen zwei Kinder, etwa sieben Jahre alt, vor mir. »Was machst Du da?«, »Die Musik ist schön«, Spielst Du noch ein Lied?«. Süüüß die Zwerge ;-)

Die Probe für das Finale findet zwischen 15 und 17 Uhr bei sommerlichen Temperaturen statt und die Sonnencreme-Flaschen drehen ihre Runden durch die Bands. Vor allem die Schotten stöhnen unter der Sonne, so ganz sind sie die Wärme wohl nicht gewöhnt. Ich genieße das Wetter, der Winter kommt sicher früh genug. Anstrengend ist es aber hin wie her.




Nach dem Abendessen ist Dress-Rehearsal mit KIlt und Band-Poloshirt angesagt. Ist das vielleicht eklig aus der verschwitzten Jeans in den Kilt zu steigen. Nana, die Probe ist schon noch ausbaufähig. Man bekommt so einige Fehler mit. Auch ich bin im Fettnapf mit dabei und marschiere eifrig im Mark Time als alle stehen. DAS passiert mir nicht mehr.

Was mir aber am meisten stinkt ist, dass ich mit einer ungestimmten Pipe dastehe. Es war beim Einstimmen keine Zeit mehr übrig und ich ging leer aus. Hilfe, meine Pipe ist im Notstand!!! Die Drones wurden noch nicht korrekt eingestellt, aber schlimmer ist was anderes. Vermutlich wegen der Hitze ist an meiner Pipe Chanter ein Tape verrutscht. Der Ton klingt so was von beschissen, ich könnte heulen.
Später richtet mir David Johnston meine Pipe. David ist einfach SUPER! Einmal prüf und einmal kleb und die Practice Chanter stimmt perfekt. Außerdem richtet mir David mit dem Messer noch mein Reed, das viel zu hart für mich sei und stellt mir meine Drones auf 449 Hertz ein. Nach keinen fünf Minuten habe ich ein wohlklingende Instrument. Herrlich...

Unsere Führungsriege steht übrigens unter Dauerstrom und Stress. Haben die noch ihren Spaß dabei? Zwei Tattoos hintereinander sind schon heftig und die Gedanken abschalten fällt schwer. Ich glaube, mir wären zwei Acts hintereinander zu viel. Ich nehme mir für meine Zukunft vor, immer nur eine Aktion in Angriff zu nehmen. Musik soll Spaß machen.

Zurück im Theater gibt es abends immer Bier, Sandwichs und Donuts für alle. Die Stärkung tut gut, hüpft aber sicher direkt an die Hüften, wei-o-wei-o-wei... Platt nach den Proben fahren wir wieder in die Kaserne und ich falle ins Bett.

2013 Sept 03 - Avenches - Amphitheater und Ian

Dienstag, 03.09.2013

Die Betten sind relativ bequem und nach dem Duschen und den Sanierungsmaßnahmen vor dem Spiegel, können wir in einem Nebengebäude frühstücken. So einen riesigen Pott Müsli habe ich noch nicht gesehen und ich greife zu. Es sieht zwar pampig aus, aber das Müsli schmeckt ganz okay. Außerdem gibt es noch Brot, Wurst, Käse und Marmeladen, allerdings reicht mir die schmackhafte Pampe. Der Kaffee ist super!
Ein Pärchen mag nicht in der Kaserne bleiben und bucht sich ein Zimmer in einer Pension in Avenches.

Nach dem Frühstück treffen wir uns in einem Klassenraum zur Probe auf der Practice Chanter, später proben wir auf der Wiese. Senior Drum Major Paula Braiden gibt uns die Kommandos und wir unser Bestes. Neben weiteren Drum Majors ist auch die kleine Abigail dabei, neun Jahre alt und schon Drum Major. Zum Fressen süß ist die Kleine, wie sie so selbstbewusst vor der Band daher spaziert. Sie kennt die Kommandos und flourisht mit der Mace, Wahnsinn.
Ich freue mich, dass Mark Wilson für die Trommler da ist. Er ist einfach der beste Drummer der Welt. Ein lebendes Metronom.

------------------------------------

»Guck mal, da vorne steht Ian Duncan«, sagt ein Piper.
- »Waaaaaas? Wer steht da bitte? Ian Duncan?
DER Ian Duncan?
Der Bruder von Gordon Duncan?«
Meine Güte, ich werde mit Ian in einer Massed Band spielen. Ich fasse es nicht.
Ian Duncan ist eine lebende Legende!!!

------------------------------------

Gegen Mittag fahren wir die 15 Kilometer im Bus nach Avenches und ich bin gespannt auf die eindrucksvolle Kulisse. Wow, das Amphitheater ist wirklich beeindruckend. Und dort darf ich spielen!

Was für eine Freude: Ich treffe Lambert Zufferey von der »Sierre Pipe Band« aus dem Wallis. Sie hatten uns beim »Hardt Tattoo« im Schwarzwald besucht. Diese kleine rührige Band entwickelt sich immer besser und mit Freude erfahre ich, dass mittlerweile drei Tenordrummer am Start sind. Lambert zeigt mir ein Video seiner Band - toll! Sogar der kleine Bassdrummer ist noch dabei ;-)

Das Amphitheater wurde im ersten Jahrhundert gebaut und im zweiten Jahrhundert auf 16000 Sitzplätze vergrößert. Avenches wurde damals von rund 20000 Einwohnern bevölkert. Heute leben noch rund 3500 Menschen dort.
Im Amphitheater wurden Gladiatorenkämpfe oder Kämpfe zwischen Menschen und Bären, Löwen oder Luchsen durchgeführt. Blutrünstig. Wie gut, dass wir nur Pipes & Drums spielen.
»Aventicum« war zur Zeit der Römer die bedeutungsvollste Stadt der Schweiz. Reizend wirkt das Städtchen, fast wie aus dem Mittelalter entsprungen. Aventia sei eine helvetische Quellgöttin gewesen. Die Gründung des Ortes schätzt Wikipedia auf 15 bis 13 vor Christus, wobei die Wurzeln bis zu den Kelten reichen sollen.
Witzig ist, dass in dieser Region fast niemand Deutsch spricht. Die Schweiz hat 26 Kantone. Davon wird in sieben Kantonen französisch gesprochen, in einem italienisch und rätoromanisch. Die Schweizer verstehen sich aber kaum untereinander. Irgendwie urig.

Die Essensverpflegung ist gut und das bleibt auch die Woche über so. Blöd, ich habe meine Chanter nicht dabei und hätte Lust zu spielen und so vertreiben wir uns die Zeit mit Bummeln und Eis essen. Wir proben erst spätmittags in der Arena. Gekleidet in Jeans und T-Shirt kleben wir am Abend vor lauter Schweiß, igitti....
Die Wasserversorgung ist noch nicht ganz klar. Wasser gibt es während der Proben im Zelt beim Museumsturm. Wir proben bis in die Nacht mit den Brassbands. An der Formation muss man noch feilen, klare Ansagen wären jetzt gut. Nach welchem Stück und Part muss man sich nun umdrehen? Aber je mehr wir üben, desto sicherer wird die Show. Alles wird gut.
Für den nächsten Tag sollen wir unser Dress mitnehmen, weil abends erste Probe ist.



Abends stehen wir platt vor dem Bus in Avenches und freuen uns sogar, auf die Massendusche in der Kaserne. Ich halte eine Bierdose in der Hand und sinniere den Tag vor mich hin, da prostet mir einer zu.
»Hi, how are you?« - Vor mir steht Ian Duncan und grinst mich an. (*kreiiisch)
Ich stammle was daher, dass ich es echt toll finde ihn zu treffen und es eine große Ehre für mich ist... Da meint Ian, er fährt mit mir im Bus und will neben mir sitzen. Und so fahre ich bald darauf mit Ian Duncan neben mir Richtung Kaserne.




Den Rest der Woche werden wir noch ein lustiges Verhältnis haben, uns immer wieder grüßen, zuwinken und Smalltalk halten. Ian kommt zur Winter School von David im März.
Hoffentlich kann ich zeitlich auch hin.


2013 Sept 02 - Avenches - Anfahrt und Ankunft

Das neunte Tattoo in Avenches/CH

Montag, 02.09.2013

ich übe im Vorfeld fleißig das Repertoire für das Tattoo nach Avenches auf der Practice Chanter und Bonnie. Nachdem ich auch meine Arbeit bei der Zeitung erledigt und mit Ingo auf der Terrasse noch gehandwerkelt habe, ist es bald soweit. Die Abreisezeit rückt näher.

Der Plan ist wie folgt:
Der Bandbus fährt ab Samstagnacht nach der letzten Show von Londonderry aus Richtung Deutschland.
Leute steigen an ihren jeweiligen Standorten aus und fahren nach dem sicher aufregenden Tattoo in Irland nach Hause. Ein paar andere Spieler fahren weiter zur nächsten Show in die französischsprachige Schweiz. Eine Handvoll von Leuten gesellt sich erst für das zweite Tattoo zur Truppe hinzu. Dazu gehöre auch ich.

Da der Bus auf der A5 an Offenburg vorbei fährt, mache ich mit dem bandinternen Busfahrer aus, dass er mich dort am Park & Ride Parkplatz einsammelt. Alles klar!
Mittags habe ich noch zu Hause zu Arbeit und warte auf den Anruf, den ich zwischen 17 und 19 Uhr anpeile. Auf Anrufversuche meinerseits nimmt niemand ab und ich weiß nicht genau, wo ich dran bin.
Kurzerhand schnappe ich mein Auto und fahre los, das Kinzigtal runter. Die Uhr zeigt zufällig genau 19 Uhr als ich starte. Kein Handy klingelt und gibt Bescheid. So setze ich in Haslach den Blinker Richtung Freiburg und bereite mich auf die 270 Kilometer lange Fahrt vor. Ist ja nicht die Welt, außerdem wäre ich in Avenches unabhängig. Ich liebe die Freiheit.

Kurz vor Freiburg ruft mir ein Mitspieler an.
»Hey Karin, hat Dir schon jemand gesagt, dass es später wird?«
- »Nein, hat niemand. Aber egal, ich fahre jetzt schon selbst«.
Ich erfahre noch, dass der Bus noch ein Panne hatte und sich alles insgesamt in die Länge zieht. Da bin ich aber froh, dass ich selbst fahre. Ich bekomme noch eine SMS mit der genauen Adresse, mit der ich die Kaserne anpeilen kann.
Ich bin prima drauf und freu mich riesig auf das Abenteuer, als ich nach knapp drei Stunden in der Kaserne in Fribourg/CH eintreffe.

»Sind Sie eine Musikerin?« Werde ich am Eingangstor gefragt und auf einen Parkplatz geleitet. Dort steht schon das Auto unseres Drum Majors. Soso, ich bin nicht die Erste. Ich bekomme das Gebäude gezeigt und mache mich auf die Exkursion.
Im dritten Stock sind bereits schottische Musiker von der »Vale of Atholl Pipe Band« und der »Cullybackey Pipe Band« aus Irland. Kein Plan, wer wohin gehört. Beides sind Grad 1 Bands. Und daneben ich kleines Würmchen *schluck...
Dafür finde ich umso nettere Unterhaltungen, einer spendiert mir eine Flasche Bier und ein ganz lieber Mensch hatte Deutsch an der Schule und freute sich tierisch, die Sprache in der Praxis anzuwenden. Ich grabe hingegen wieder meine Englischkenntnisse aus, die wenigsten sprechen Deutsch.

Irgendwann läuft mir auch unser Drum Major über den Weg und ich bekomme das Zimmer gezeigt. Naja, Soldatenunterkunft halt.
Wir werden sieben Mädels sein und verteilen uns auf ein Sechs- und ein Vier-Bettzimmer.
Makaber: Die Gruppenduschen erinnern beim ersten Blick an die Duschen in den Konzentrationslagern. Von der Decke herunter hängen zwei Gebilde mit je sechs (oder acht?) Düsen, die per Knopfdruck bedienbar sind. Wirklich nicht besonders einladend wirkt das. Aber im hinteren Gang sind noch zwei Duschkabinen. Diese werden jedoch bald von ein paar Mädels in Beschlag genommen und abgeschlossen, was zu allgemeinem Gemaule führt. Ich maule hier auch mal mit ;-)

Ich freue mich auf die Leute und bin gespannt, wann sie denn nun eintreffen. Kurz nach 2 Uhr in der Nacht kommt dann der Bus. Unser Drum Major und ich gehen vor, begrüßen, und steigen in den Bus ein.

Puh... was für eine Stimmung herrscht denn dort? Naja, eigentlich kein Wunder, immerhin hocken die Leute schon seit fast 48 Stunden im Bus und sind platt. Ein kurzes Hallo und bald schon werden Koffer und Instrumente entladen. Die Schlaf- und vor allem Duschräume heben die Stimmung nicht, Empörung wird laut. »Ich fahre morgen nach Hause«, »Hier bleibe ich nicht«, »Bäh, grummel, rümpf & zick...«.

Immerhin wusste man ja, dass die Unterkunft in einer Kaserne und in keinem Hotel ist. Die Erwartungen waren wohl anders. Ich finde ja andere Unterkünfte auch prickelnder.