2015 Januar 10 - Burns Supper

Auf den Zimmern haben wir uns alle erfrischt und schick gemacht. Noch etwas Schminke, ein wenig vom guten Parfüm, dann kann es los gehen. Wir Crossed Swords tragen alle das Dress No.2 und freuen uns auf einen wunderbaren Abend. In der Bar genießen wir noch einen Drink, bevor der Speisesaal um 18 Uhr geöffnet wird. 

Es ist mein allererstes richtiges Burns Supper, das ich erleben darf. Nach allen Regeln der Kunst und der guten Sitte wird es zelebriert. Wir gehen in den imposant wirkenden Speisesaal und stellen uns hinter den Stühlen auf. Mit den Händen halten wir uns an den Lehnen fest. Ich bin eine Ausnahme, weil ich von David die Order bekam zu fotografieren. Klar, mache ich das. Es ist mir eine Freude diese schönen Motive festzuhalten. Wenngleich auch nur mit dem Handy.

Wunderschön ist die Festtafel gedeckt.

Man fühlt sich fast wie in Hogwarts.


Ist der fein gedeckte Tisch aus dunkel gebeiztem Holz acht Meter lang oder noch länger? Auf jeden Fall hat die komplette Pipe Band daran Platz. Die roten Vorhänge sind zugezogen, alles wirkt festlich. An der Wand am Kopfende hängen Gemälde von der jungen Elisabeth II. und ihrem Philip, dazwischen postiert tickt eine beeindruckende Standuhr. Weiße Servietten wurden aufwändig zu kleinen Kunstwerken gefaltet. Weißes Porzellan steht auf den Tischsets mit britischen Motiven. Vollmundige weiße und rote Weine werden je nach Gang serviert.

Von Piper Guido begleitet betritt aber dann erst die Führungsriege den Saal. Sie gehen einmal um den Tisch zu ihren Plätzen. Erst nach einem Tischgebet setzen sich alle.



Der erste Gang besteht aus einem köstlichen gebeizten Lachs. Dazu gibt es einen schweren Weißwein - der sich sogleich seinen Weg in meine Birne bahnt. Ich genieße!

Wir unterhalten uns amüsant und ein Erinnerungsfoto muss her.

Slainthe Math von uns Mädels mit Weißwein zur Vorspeise.

Alle sind gespannt auf das Haggis-Gericht. Dann ist es endlich soweit. Kian spielt die Pipe und das Gefolge aus der Küche kommt. Der Koch trägt das Haggis einmal rund um die Festtafel.
Am Ende wird das traditionelle Gedicht »Address to a Haggis« von Robert Burns - gespickt mit viel Theatralik - auswendig vorgetragen. Das Messer saust in der dritten Strophe bei »cut ye up wi ready slight« in das Haggis.



Hier habe ich das Haggis-Loblied gefunden:
The Address to a Haggis (Robert Burns, 1786) 

Fair fa’ your honest, sonsie face,
Great Chieftain o’ the Puddin-race!
Aboon them a’ ye tak your place,
Painch, tripe, or thaim:
Weel are ye wordy of a grace
As lang’s my arm.

The groaning trencher there ye fill,
Your hurdies like a distant hill,
Your pin wad help to mend a mill
In time o’ need,
While thro’ your pores the dews distil
Like amber bead.

His knife see rustic-labour dight,
An’ cut you up wi’ ready slight,
Trenching your gushing entrails bright
Like onie ditch;
And then, O what a glorious sight,
Warm-reekin’, rich!

Then, horn for horn they stretch an’ strive,
Deil tak the hindmost, on they drive,
Till a’ their weel-swalled kytes belyve
Are bent like drums;
Then auld Guidman, maist like to rive,
Bethankit hums.

Is there that owre his French ragout
Or olio that wad staw a sow,
Or fricassee wad mak her spew
Wi’ perfect sconner,
Looks down wi’ sneering, scornfu' view
On sic a dinner?

Poor devil! See him owre his trash,
As feckless as a withered rash,
His spindle shank a guid whip-lash,
His nieve a nit;
Thro’ bluidy flood or field to dash,
O how unfit!

But mark the rustic, haggis-fed,
The trembling earth resounds his tread,
Clap in his walie nieve a blade,
He’ll mak it whissle;
An’ legs, an’ arms, an' heads will sned,
Like taps o’ thrissle.

Ye powers wha mak mankind your care,
And dish them out their bill o’ fare,
Auld Scotland wants nae skinking ware
That jaups in luggies;
But, if ye wish her gratefu’ prayer,
Gie her a Haggis!

Serviert wird es auf großen Platten, beidseitig garniert von Kartoffelbrei und Steckrübengemüse und dazu gibt es Soße. Wie lecker es schmeckt. Schön gepfeffert ist das Haggis ein Genuss. Dazu gibt es einen roten schweren Wein, der ein wenig an Sherry erinnert. Sogar an die Vegetarier wurde gedacht, sie bekommen eine fleischlose Variante des traditionellen Gerichts.

Der heiße Haggis kann dem Messer nicht entrinnen.

Vegetarier-Haggis gibt es sogar.

Was für ein köstliches Festessen.


Geschichten werden vorgetragen, und wir hören den Lebenslauf von Robert Burns. Hey, das war ja ein alter Mädchenschwarm.

Das Dessert wird serviert. Leckere Früchte auf einer Sahnesünde und ich schmecke Whisky heraus. 

Der Lebenslauf von Robert Burns darf nicht fehlen.

Die Band ist eine Familie.

Das Dessert wird serviert.


Danach wird es heftig. Wir erheben uns alle und sind mucksmäuschen still. Dominic spielt auf der Pipe Jürgens Tune. Den 9/8-tel Marsch hatte Dominic kurz nach dem Tod von Jürgen Uhrig in Irland geschrieben. Ein fetter Kloß steigt mir in den Hals, als Dominic das Lied spielt und ohne Heulen überstehe ich das Lied nicht. Aber ich bin nicht die einzige, die dasteht und flennt.
Das Lied sollen und wollen wir in der Band alle lernen.

Eine gepflegte Stimmung herrscht im Speisesaal.


Nach dem spektakulären Dinner zwitschern wir in die Bar ab und wir bekommen Besuch von General John Henderson, Befehlshaber der Britischen Armee in Deutschland und unser oberster Vorgesetzter. In der Bar geht es nicht weniger zeremoniell zu.
Davie Moir hat den Quaich dabei, den wir 2011 beim Royal Military Tattoo in Edinburgh überreicht bekamen. Davie füllt die Schale und spricht einen Gruß. General Henderson richtet das Wort wohlwollend an die Crossed Swords Band. Der Reihe nach wird die Schale übergeben, bis am Ende jeder seinen Gruß an die Menge richtete und daraus getrunken hat. Der 60-prozentiger Whisky hat es in sich. 

General John Henderson besucht die Crossed Swords Pipes & Drums.

Ehre wem Ehre gebührt: David Johnston bekommt einen Orden verliehen.

Alle dürfen aus dem Quaich trinken und sollen ein paar Worte an die Band richten.

Tschüss Simone, viel Gesundheit und Glück! Jetzt müssen wir Dich eben besuchen kommen.

Kian spielt die Pipe und es ist einfach faszinierend, die Entwicklung des talentierten Buben zu verfolgen. Unglaublich, aber da scheint sich ein neuer Gordon Duncan zu behaupten.



Ich trauere um Simone aus Luxembourg, die sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Band verabschiedet. Sie war eine gute Pipe Majorin und ohnehin eine hervorragende Piperin. Zuletzt habe ich mit Simone beim Basel Tattoo 2014 mit der Royal British Legion Netherlands gespielt. 
Einige Piper und Drummer sorgen in der Bar weiter für Stimmung, manche beginnen zu tanzen. Alle fühlen sich gelöst, der Whisky hilft sicher dabei.

Das Leben ist schön :-)
    




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