2013 Sept 02 - Avenches - Anfahrt und Ankunft

Das neunte Tattoo in Avenches/CH

Montag, 02.09.2013

ich übe im Vorfeld fleißig das Repertoire für das Tattoo nach Avenches auf der Practice Chanter und Bonnie. Nachdem ich auch meine Arbeit bei der Zeitung erledigt und mit Ingo auf der Terrasse noch gehandwerkelt habe, ist es bald soweit. Die Abreisezeit rückt näher.

Der Plan ist wie folgt:
Der Bandbus fährt ab Samstagnacht nach der letzten Show von Londonderry aus Richtung Deutschland.
Leute steigen an ihren jeweiligen Standorten aus und fahren nach dem sicher aufregenden Tattoo in Irland nach Hause. Ein paar andere Spieler fahren weiter zur nächsten Show in die französischsprachige Schweiz. Eine Handvoll von Leuten gesellt sich erst für das zweite Tattoo zur Truppe hinzu. Dazu gehöre auch ich.

Da der Bus auf der A5 an Offenburg vorbei fährt, mache ich mit dem bandinternen Busfahrer aus, dass er mich dort am Park & Ride Parkplatz einsammelt. Alles klar!
Mittags habe ich noch zu Hause zu Arbeit und warte auf den Anruf, den ich zwischen 17 und 19 Uhr anpeile. Auf Anrufversuche meinerseits nimmt niemand ab und ich weiß nicht genau, wo ich dran bin.
Kurzerhand schnappe ich mein Auto und fahre los, das Kinzigtal runter. Die Uhr zeigt zufällig genau 19 Uhr als ich starte. Kein Handy klingelt und gibt Bescheid. So setze ich in Haslach den Blinker Richtung Freiburg und bereite mich auf die 270 Kilometer lange Fahrt vor. Ist ja nicht die Welt, außerdem wäre ich in Avenches unabhängig. Ich liebe die Freiheit.

Kurz vor Freiburg ruft mir ein Mitspieler an.
»Hey Karin, hat Dir schon jemand gesagt, dass es später wird?«
- »Nein, hat niemand. Aber egal, ich fahre jetzt schon selbst«.
Ich erfahre noch, dass der Bus noch ein Panne hatte und sich alles insgesamt in die Länge zieht. Da bin ich aber froh, dass ich selbst fahre. Ich bekomme noch eine SMS mit der genauen Adresse, mit der ich die Kaserne anpeilen kann.
Ich bin prima drauf und freu mich riesig auf das Abenteuer, als ich nach knapp drei Stunden in der Kaserne in Fribourg/CH eintreffe.

»Sind Sie eine Musikerin?« Werde ich am Eingangstor gefragt und auf einen Parkplatz geleitet. Dort steht schon das Auto unseres Drum Majors. Soso, ich bin nicht die Erste. Ich bekomme das Gebäude gezeigt und mache mich auf die Exkursion.
Im dritten Stock sind bereits schottische Musiker von der »Vale of Atholl Pipe Band« und der »Cullybackey Pipe Band« aus Irland. Kein Plan, wer wohin gehört. Beides sind Grad 1 Bands. Und daneben ich kleines Würmchen *schluck...
Dafür finde ich umso nettere Unterhaltungen, einer spendiert mir eine Flasche Bier und ein ganz lieber Mensch hatte Deutsch an der Schule und freute sich tierisch, die Sprache in der Praxis anzuwenden. Ich grabe hingegen wieder meine Englischkenntnisse aus, die wenigsten sprechen Deutsch.

Irgendwann läuft mir auch unser Drum Major über den Weg und ich bekomme das Zimmer gezeigt. Naja, Soldatenunterkunft halt.
Wir werden sieben Mädels sein und verteilen uns auf ein Sechs- und ein Vier-Bettzimmer.
Makaber: Die Gruppenduschen erinnern beim ersten Blick an die Duschen in den Konzentrationslagern. Von der Decke herunter hängen zwei Gebilde mit je sechs (oder acht?) Düsen, die per Knopfdruck bedienbar sind. Wirklich nicht besonders einladend wirkt das. Aber im hinteren Gang sind noch zwei Duschkabinen. Diese werden jedoch bald von ein paar Mädels in Beschlag genommen und abgeschlossen, was zu allgemeinem Gemaule führt. Ich maule hier auch mal mit ;-)

Ich freue mich auf die Leute und bin gespannt, wann sie denn nun eintreffen. Kurz nach 2 Uhr in der Nacht kommt dann der Bus. Unser Drum Major und ich gehen vor, begrüßen, und steigen in den Bus ein.

Puh... was für eine Stimmung herrscht denn dort? Naja, eigentlich kein Wunder, immerhin hocken die Leute schon seit fast 48 Stunden im Bus und sind platt. Ein kurzes Hallo und bald schon werden Koffer und Instrumente entladen. Die Schlaf- und vor allem Duschräume heben die Stimmung nicht, Empörung wird laut. »Ich fahre morgen nach Hause«, »Hier bleibe ich nicht«, »Bäh, grummel, rümpf & zick...«.

Immerhin wusste man ja, dass die Unterkunft in einer Kaserne und in keinem Hotel ist. Die Erwartungen waren wohl anders. Ich finde ja andere Unterkünfte auch prickelnder.



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