2014 Juli 17 - Rehearsal Show

Donnerstag

Ich muss noch dringend einen Zeitungsartikel abschicken und hänge morgens noch am Laptop.

Abends ist Rehearsal Show. Mein Mann Ingo kommt, Schwiegermutti auch. Hoffentlich gefällt Ihnen die Show.
Um 10 Uhr geht es für uns los. Fertig gestimmt und gerichtet wollen wir von der Royal British Legion in der Probe eine professionelle Arbeit abliefern. In der Hitze der Vormittagsonne folgt ein Durchlauf des Finales - und zwar gut.
Bis auf mein Bass Drone Reed, das zickt verflixt nochmal wieder.
Den Stress hatte ich mit meinen Selbies nie. 
So langsam verliere ich die Nerven.
Tränen fließen.
Ich will doch, dass meine Pipe sauber und schön klingt.

Gleich drei Leute sehen mich heulendes Elend und flitzen her.
Pipe Band ist Familie.
Simone baut mich auf,  macht mir Mut.
Bill - der Judge bei Competitions ist - untersucht sofort die Pipe und Jörg weiß schnell Bescheid.
Offenbar liegt es an den Drone Enhancers. Die sind zu fest eingestellt, so dass zu wenig Luft zum Anwerfen des Reed ankommt. Ein Stück Filz wird durch ein Papierchen ausgetauscht. Die Pipe kommt endlich in die Gänge. Hoffentlich...

Nach einem Durchlauf des Finales - es läuft gut - wird nochmal die komplette Show mit allen Akteuren durchgeführt. Nur noch wenige kleine Fehler passieren in der Massed Band. Uff...

Es folgen die Programmpunkte, die ich von einem Platz im Schatten anschaue.
Dann los zum Finale. Die Sonne brezelt runter. Schwitz!

Manche Abschnitte lässt der Music Director wiederholen. Mir graust es aber schon vor der Probe in der Mittagshitze. Der frische Teerbelag auf dem Platz klebt an den Schuhsohlen.
Doch kurz vor dem Ausmarsch wird angekündigt, dass die musikalische Leitung zufrieden mit uns ist. Wir haben mittags frei.
Vor lauter Erleichterung heule ich schon wieder. Dieses Mal aber glücklich. 
*Juhu, die Zeit nutzen wir zum dringenden Schlafen und Ausruhen.

Nach Mittagsschläfle und Entspannen gehen wir zum Umziehen.
Half dressed ist zuerst angesagt.
Die Schuhe nochmal Hochglanz aufpoliert, dann geht's zum Stimmen mit Pipe Major Adrian Brown. Super, Adrian strahlt auch ständig Ruhe aus. Es herrscht konzentrierte Geschäftigkeit, alles läuft glatt.

Eine Weile später treffen wir - in dem Fall alle Piper und Drummer des Basel Tattoos 2014 - uns am Rhein. Stuart Samson erklärt eine kleine Änderung bei "Ein Stern" im Finale.
Jetzt noch?
Au Backe.
Aber Stuart erklärt, ruhig und klar.
Alles richtig verstanden?
Wir reflektieren nochmals das Gesagte.
Hoffentlich haben alle den gestrichenen Takt kapiert. 

Am Rhein treffe ich Ingo und Schwiegermama ganz kurz und kann ihnen die Eintrittstickets geben. Muss aber schon wieder los, dem Rudel hinterher. 

Dann ist es endlich soweit. Die erste Show beginnt und wir stehen geschniegelt und fein herausgeputzt in der Aufstellung im Gang.

"Pipes and Drums, by the center, quick march"
Rolls...

Alles läuft super. Lampenfieber habe ich nicht, bin eher in konzentrierter Spannung. Der March on läuft musikalisch glatt, und auch das Dressing ist okay. Das Publikum gefällt es. Hey, was will man mehr?
Weiter geht's in das Set, mit dem »Pikemans March« in die Formation.  Es folgt »The old Danish Knife Grinder Song«, denn mit dem Slow March vorweg wirkt der Hornpipe dahinter -»Lucy Cassidy« - noch fetziger. Er ist saumäßig schnell, läuft aber ertaunlich gut von den Fingern.
Karin, konzentriere dich.
Immer schön punktiert spielen.
Und die Punktierungen übertreiben, so ist es gut.
Den Jig »Trevor Warnock« hinterher und dann kommt ein Break.
Es folgen der Drumsalut und der zweite Jig »Jig Ahoi«.
Geschafft :-)

Dann gibt es Romantik pur: Ein Pärchen lernte sich vor vier Jahren beim Tattoo kennen. Plötzlich legt der Schöne seine Pipe auf den Boden, geht rüber zu seiner Liebsten, kniet nieder, streckt Hayley einen Verlobungsring entgegen und macht ihr einen Heiratsantrag.
Ich höre es nur, darf mich ja nicht umdrehen.
Trotzdem ist die Szene sooo schön.
Sooo romantisch! 
Hinterher sehen wir die Bilder davon ♥ *schniff

Mit »The March of the Cameron men« und »March to be named« nehmen wir Abschied vom der Showplatz.

Bis zum Finale lümmeln wir herum, trinken Wasser.
Bill findet heraus was das Wörtchen »Pipi« bedeutet, wir witzeln herum.

Dann geht's los mit Celtic Crest zum Finale raus. Echt schön, das Stück das Christoph Walter geschrieben hat.

Es folgen der »Lonely Sheperd« mit Jonas an der Panflöte.
Genial!
Das Lied geht über in »Amazing Grace«, das wir eine Spur fetziger im Viervierteltakt spielen.

Einen Break haben wir, während die Orchester spielen (»Soldiers of the Queen«, »It's a long way to Tipperary«, »Pack up your troubles in your old kit-bag«, »Keel row«, »Road to the Isles«). 

Dann folgt die Schweizer Nationalhymne, gefolgt von »Evening Hymn & Sunset«.
»Oft in the stilly Night«, gespielt vom Lone Piper (ein Piper der Royal Air Force) geht unter die Haut.

Spannend wird es bei »Ein Stern der Deinen Namen trägt«.
Klappt die Änderung des Taktes wirklich bei allen?
Ja, das tut sie und ich sehe, wie Christoph Walter aufatmet und uns Musiker anstrahlt.
Daumen hoch.

Mit »We're no awa tae bide awa« tobt das Publikum und mit dem Basler Fasnetsmarsch verlassen uns die Blasorchester.

Wir Pipes & Drums verabschieden uns mit »Black Bear«, »Scotland the Brave« und »Highland Laddie« klassisch von unserem ersten Publikum. Ingo und Schwiegermami hatte es auch gefallen.


Noch ist die Arena leer.

Proben in der Mittagshitze

Das dürfte die Royal Air Force sein.

Und nochmal die RAF.

Ein klasse Marching der Australier.


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