2014 Juli 20 - zum Kotzen

Sonntag

Es wird es fast schon peinlich, wie wir den Vormittag mit Herumgammeln verbringen. Aber die Erholung tut gut.

Der Wetterbericht erklärt uns mit einer Unwetterwarnung, dass wir heute nass werden - und zwar richtig. In der ersten Show kommen wir noch glimpflich davon. Es schüttet nach dem March on bis vor das Finale.

Dazwischen treffe ich Stuart Samson. Einige Musiker wollen gerne die B-Flat Chantern kaufen und Stuart schlug jetzt vor, eine Sammelbestellung mit einem günstigen Preis einzuleiten. Ist das nicht super? Außerdem wird einer Größe wie Stuart Samson sicher keine Montagsware geliefert.Ich freu mich.

Wir stimmen die Pipes nochmal am Rhein, wie üblich im Circle. Vor mir ist das Lied zu Ende und alle hören auf zu spielen. Ich soll jetzt allein ein Stück spielen -- während mir zehn erfahrene Augenpaare auf die Finger gucken, darunter sogar ein Judge (Bill). Hey, geht gar nicht, oder? Da kommt man sich vor, wie auf der Schlachtbank. Simone, Jörg und Barbara sehen meine Not und setzen wieder ein. Es herrscht einfach Zusammenhalt. Ach, tut das gut. Danke!

Als sich das Tor zur zweiten Show öffnet, bekommen alle einen leicht verzweifelten Lachanfall - es schüttet wie aus Kübeln. Jörg jubelt, bei Regen flutscht der Birl so gut! *hihi
Na gut, dann raus in den Spaß!  Tschagga... one... two...

Es sieht ja schon faszinierend aus, wie sich die Lichter im klatschnassen Boden spiegeln. Hat was! :-) Das Publikum ist echt tapfer und hockt in den gesponserten Regencapes auf den Plätzen.
Ruckzuck ist nicht nur meine Pipe nass, nach dem ersten Tune (The 6th June) dringt das Wasser durch meine Jacke.

Durchtränkt hocken wir in unserem Eckchen und nehmen die nasse Tatsache mit Humor, während es bei der Show der Royal Airforce blitzt und donnert. Der Seerosenteich der Chinesen bekommt jetzt eine richtig authentische Kulisse *hihi.
Dann kommen die Australier, das Zeichen für die Pipibox und raus geht's ins Finale. Ich fasse es nicht, aber tatsächlich hört es auf zu regnen. Wir spielen den »Stern der deinen Namen trägt« völlig unerwartet im Trockenen.

Barbara lässt sich bei dem Typen bedanken, der im Publikum beim Ausmarsch vom Finale über die oberste Reling gekotzt hatte. So eine Schweinerei!  Es erwischt vier oder fünf Piper mit Erbrochenem, das aus der Höhe nach unten spritzt. Da Barbara eine andere Linie unterstützt, bekommen wir das Desaster erst mit, als sie völlig fassungslos und entnervt in unser Zimmer im Backstage stürzt. Ihr Glengarry gleicht einer Kotzschüssel. Schnell sind helfende Hände da. Armes Mädel.

Barbaras Kilt, das Doublet, das Plaid und auch der Bezug der Pipe kommen in die Reinigung. Die Leute vom Tattoo sind sehr darauf bedacht, dass schnell alles wieder gut wird. Schweizer eben.
Werden die Sachen bis zur Show am Montag nicht fertig, entgehen Barbara die TV-Aufnahmen, fürchtet sie. Glaube ich aber nicht.

Nach einer Woche rauchfrei hockt Barbara - noch immer geschockt - in der Castbar mit einer Kippe in der Hand. Sandys »Eistee« tröstet und ich hole ihr ein Bier, doch Bill ist schneller mit dem Bezahlen. Danach will sie nur noch ins Hotel - in die Dusche.

Ich bleibe noch ein wenig und lerne den Musiker Kevin kennen, an dem ich beim Finale immer vorbei spaziere. Er grinst mich dabei jedes Mal breit an. Was für ein witziger Typ :-) Endlich kann ich auch mal ein paar Worte mit der Klarinettenspielerin wechseln. Sie steht rechts von mir und heißt Rachel.

Der Tatort:
Barbara lässt empört ausrichten: »Da oben stand der Kotzer!«

So eine Dusche will niemand. 



Regen macht schön


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